Discussion:
Fahrzeugengpass bei der U-Bahn
(zu alt für eine Antwort)
Thomas Groetschel
2012-01-09 22:26:23 UTC
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Hallo,

über die Jahre hinweg bekommen manche Fahrgäste evtl. den Eindruck, dass es
bei der U-Bahn mehr Ausfälle von Fahrten gibt als z. B. vor 15 oder 20
Jahren. Wenn Probleme langsam aber sicher deutlicher werden, kann es etwas
dauern, bis die Politik reagiert und evtl. Gegenmaßnahmen einleitet. Nach
der Rathaus-Umschau
http://www.muenchen.de/media/lhm/_de/rubriken/Rathaus/dir/presseservice/2011/Rathaus_Umschau/151_200/159_pdf.pdf
vom 23. August 2011 hatte der Stadtrat Dr. Georg Kronawitter am 7. Juni 2011
eine Stadtratsanfrage gestellt. Probleme müssen daher schon vorher bestanden
haben. Antworten der MVG sind in der entsprechenden Rathaus-Umschau
enthalten.

Darin heißt es:

| Aufgrund einer überraschend aufgetretenen Häufung von Schäden an
| einem Gummielement an den Getrieben der A-Wagen mussten in den
| zurückliegenden Wochen im Durchschnitt rund 15 Doppeltriebwagen
| vorübergehend außer Betrieb genommen werden;
| [...]
| Eine Verkürzung der Züge von 6- auf 4-Wagen-Züge wurde nicht
| vorgenommen;
| [...]
| Die erforderliche Reparatur ist wegen der Lage des Bauteils im
| Drehgestell leider zeitaufwändig und arbeitsintensiv, da diese
| Drehgestelle hierfür ausgebaut und komplett demontiert
| werden müssen. Trotz dieses ungünstigen Umstandes konnte
| zwischenzeitlich ein erheblicher Teil dieser Schadfahrzeuge
| repariert werden.
| [...]
| Aktuell geht die MVG davon aus, dass die
| Reparaturen bis September 2011 abgeschlossen sind.

Trotzdem gab es auch nach September 2011 noch spürbare Probleme. Neben
ausgefallenen Fahrten gab es noch weitere Symptome eines Fahrzeugengpasses:
Zum Beispiel gab es am 14. Dezember 2011 gegen 8:01 Uhr am U-Bahnhof
Marienplatz eine U6 Fröttmaning als Vollzug.[1] Gegen diese Uhrzeit sollte
das kein einrückender Zug einer anderen Linie sein. Am 23. Dezember 2011
bemerkte ich im morgendlichen Berufsverkehr, dass am U-Bahnhof Arabellapark
Bahnsteigwenden mit Wendezeiten unter 5 Minuten durchgeführt wurden. Nicht
als Verspätungsabbau, sondern wie wenn das ohne Verspätung so vorgesehen
wäre. Bei der Einfahrt des Zuges wartete dabei bereits ein Fahrer am
Bahnsteig. Dieser stieg ein und fuhr evtl. nach etwas Wartezeit bis zur
planmäßigen Abfahrtszeit Richtung Theresienwiese. Der Fahrer, der bis zum U-
Bahnhof Arabellapark gefahren hatte, stieg aus, ging auf dem Bahnsteig,
wartete auf den nächsten einfahrenden Zug und übernahm diesen.

Am 5. Januar 2012 gab es eine Pressemeldung der MVG:
http://www.mvg-mobil.de/presse/2012-01-05b_mvg-pressemeldung.pdf

Danach verkehrt die U1 ab 9. Januar 2012 teilweise mit kürzeren Zügen, um
dem bis auf Weiteres bestehenden Fahrzeugengpass bei der U-Bahn
entgegenzuwirken. Es heißt:

| Bei den älteren A-Wagen kommt es vermehrt zu kleineren Rissbildungen
| an einem bestimmten Bauteil, einer Art ?Gummi-Manschette?, die
| wegen ihrer Lage im Drehgestell leider nur unter großem
| Arbeitsaufwand ausgetauscht werden kann. Der Zeitbedarf dafür
| ist leider höher als zunächst angenommen.

Es wird also wieder auf die Gummi-Manschette wie im August 2011 Bezug
genommen. Aber im August 2011 hieß es doch, dass ein erheblicher Teil der
Schadfahrzeuge repariert wurde. Wenn repariert wurde, also die Reparatur
bestimmter Schadfahrzeuge abgeschlossen ist, wächst auch der Zeitbedarf
nicht mehr dafür. Ich weiß nicht, ob der Fahrzeugengpass zur Zeit größer ist
als im August 2011. Zwar wurde damals keine Verkürzung von Zügen
kommuniziert, es wurden jedoch auch keine Fahrzeuge für die U7 auf der
Strecke Sendlinger Tor-Neuperlach Zentrum benötigt.

| Zudem haben wir fallweise auch Wendezeiten an den
| Endhaltestellen verkürzt, um die vorhandenen Züge
| so effizient wie möglich einsetzen zu können. Dies
| werden wir auch weiterhin tun.

Dies hatte ja auch schon vor Weihnachten 2011 angefangen. Am 9. Januar 2011
habe ich vormittags im Berufsverkehr am U-Bahnhof Arabellapark auch eine
Bahnsteigwende mit Wendezeit unter 5 Minuten festgestellt. Diesmal ging das
Fahrpersonal in der verkürzten Wendezeit auf dem Bahnsteig und fuhr mit dem
selben Zug weg, mit dem es auch angekommen war.

Auch am U-Bahnhof Moosach wurde am 9. Januar 2012 im Berufsverkehr eine
Bahnsteigwende mit Wendezeit unter 5 Minuten durchgeführt, sowohl am Morgen
als auch am Nachmittag. Zumindest am Nachmittag wurde das nach folgendem
Prinzip abgewickelt: Der vom U-Bahnhof Oberwiesenfeld kommende Fahrer
verläßt am U-Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum den Zug, mit dem er ankam. Am
U-Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum steigen zwei Fahrer ein, vorne und hinten
je einer. Damit fäht der Zug zum U-Bahnhof Moosach. Dort wird eine kurze
Bahnsteigwende durchgeführt, bei der kein Fahrer am Zug entlanggeht. Beide
Fahrer verlassen den U-Bahnhof Mossach in dem Fahrerstand, in dem sie auch
zum U-Bahnhof Moosach gekommen sind. Sie fahren zum U-Bahnhof Olympia-
Einkaufszentrum. Dort verlassen beide Fahrer den Zug und steigen nach evtl.
etwas Wartezeit in den nächsten Zug Richtung U-Bahnhof Moosach. Dabei
überqueren sie den Bahnsteig quer zur Fahrtrichtung. Der Zug aus dem die
beiden Fahrer ausgestiegen sind, wird von dem Fahrer übernommen, der
ausstieg, als der Zug aus Richtung Innenstadt kam. Ein Fahrer, der aus
Richtung Innenstadt kam, stieg am U-Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum aus und
später in den selben Zug wieder ein, um wieder Richtung Innenstadt zu
fahren. Während der Zug zum U-Bahnhof Moosach und wieder zurück zum U-
Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum gefahren wird, hat er Zeit, am U-Bahnhof
Olympia-Einkaufszentrum entlang des Bahnsteiges zu gehen.

Durch die Verkürzung der Wendezeiten wird der Betrieb instabiler. Gegen
18:15 Uhr fuhr am U-Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum ein Zug Richtung Moosach
ein. Es könnte sein, dass es sich um einen Zug handelte, der um 18:08 Uhr
bereits fahren sollte. Die beiden Fahrer übernehmen den Zug und fahren ab.
Gegen 18:20 Uhr fuhr am U-Bahnhof Olympia-Einkaufszentrum der nächste Zug
Richtung Moosach ein. Nun waren jedoch die beiden Fahrer, die den Zug
übernehmen sollten, noch nicht aus Moosach zurück. Die Weiterfahrt Richtung
Moosach erfolgte daher erst gegen 18:22 Uhr.

Es ist festzustellen, dass es zumindest in Moosach auch am Nachmittag die
kurze Bahnsteigwende gab, obwohl der Fahrzeugbedarf am Nachmittag geringer
ist als am Vormittag, da die U7 nicht die Strecke Sendlinger Tor-Neuperlach
Zentrum befährt und die Strecke Harthof-Feldmoching nur im 10-Min.-Takt
bedient wird.

Thomas

[1] Nebenbei fiel mir dabei auf, dass am U-Bahnhof Odeonsplatz die
Halteposition für Vollzüge nach Norden verlegt wurde, am U-Bahnhof
Marienplatz nicht.
Bernhard Fischer
2012-01-21 18:41:23 UTC
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Post by Thomas Groetschel
Hallo,
über die Jahre hinweg bekommen manche Fahrgäste evtl. den Eindruck, dass es
bei der U-Bahn mehr Ausfälle von Fahrten gibt als z. B. vor 15 oder 20
Jahren. Wenn Probleme langsam aber sicher deutlicher werden, kann es etwas
Seit Jahresbeginn beobachte ich auf der U3 im morgendlichen
Berufsverkehr vermehrte Ausfälle der Verstärkerzüge, was
Sardinenbüchsenverhältnisse im gesamten Zug zur Folge hat. Bei derart
überfüllten Zügen können ab Obersendling stadteinwärts Fahrgäste nicht
mehr zusteigen. Auf die Ausfälle wird nicht hingewiesen (elektronische
Anzeigen gibt es bei uns nicht).

Gruß
Bernhard
Arnulf Keitel
2012-01-30 07:10:40 UTC
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Post by Bernhard Fischer
Seit Jahresbeginn beobachte ich auf der U3 im morgendlichen
Berufsverkehr vermehrte Ausfälle der Verstärkerzüge, was
Sardinenbüchsenverhältnisse im gesamten Zug zur Folge hat. Bei derart
überfüllten Zügen können ab Obersendling stadteinwärts Fahrgäste nicht
mehr zusteigen. Auf die Ausfälle wird nicht hingewiesen (elektronische
Anzeigen gibt es bei uns nicht).
Besonders ärgerlich: Warum gibt es bei ausfallenden Zügen keine
Durchsagen? Bei Messen, Weihnachtsmärkten, irgendwelchen
Pipifax-Fußballspielen o.ä. wird ja auch ständig irgendwas über
Lautsprecher bekanntgegeben.

Arnulf

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